Whisky aus den Lowlands
Whisky ist in Schottland bereits seit vielen Jahrhunderten Institution und gehört zur schottischen Tradition wie Dudelsack und Schottenrock. Heute existieren zwischen 90 und 100 aktive Brennereien, wobei die recht kleine Region Speyside den größten Anteil an Brennereien besitzt. Die Lowlands stehen von den Zahlen her nach den Highlands an dritter Stelle. Gerade die Lowlands mit ihren ausgedehnten grünen Flächen, ihrer vergleichsweise hohen Besiedelung und den fruchtbaren Anbaugebieten machen klar, dass Schottland nicht gleich Schottland ist. Deshalb macht man sowohl geschmackliche als auch regionale Unterschiede bei schottischem Whisky und teilt sie in die großflächigeren Gebiete Highlands, Lowlands und Islands sowie die Regionen Speyside und die Insel Islay ein. Bottleworld liefert Ihnen hier einen kurzen Überblick über die Geschichte des Scotch Whiskys, sein Herstellungsverfahren und die schmackhaftesten und bekanntesten Produkte des schottischen Tieflands:
Die berühmtesten Whisky-Brennereien der Lowlands
Die Lowlands sind bekannt für ihre leicht hügeligen, grünen Flächen und ihre gut gedeihenden Äcker, die die Grundlage ihrer Whiskys bilden. Dabei nehmen sie bei der Whisky Produktion definitiv eine Sonderstellung ein: statt einer doppelten Destillation wird hier dreifach destilliert, statt ausschließlich Single Malts produzieren sie ebenso Grain Whiskys, die für Blended Whiskys verwendet werden. Meist verzichten sie zudem auf Torf beim Darren der Gerste, wodurch der Whisky weniger rauchig sowie heller und sanfter wird. Gerade durch die dreifache Destillation erinnern Lowland Whiskys an die irischen Nachbarn, die dieses Verfahren zumeist anwenden. Im Vergleich zu den anderen schottischen Gebieten werden in den Lowlands vergleichsweise wenig Single Malts produziert, dafür besitzen sie mehrere industriell betriebene Grain-Destillerien, die für Blended Whiskys verwendet werden. Hier nun ein kleiner Überblick über die besten und bekanntesten Destillerien der Lowlands:
Die Blended Whiskys der Lowlands
In den Lowlands liegen die größten Destillerien Schottlands für Blended Whisky. Allen voran der berühmte Johnnie Walker, der zu den meistverkauften und weltbekanntesten Whiskys überhaupt zählt. Whisky von Johnnie Walker könnte man beinah als Gegenstück zu seinen schottischen Brüdern zählen, da er von seinem Namensgeber Johnnie Walker und dessen Nachkommen gerade dafür geschaffen wurde, eine sanftere Version der ansonsten üblichen, doch recht torfig-rauchigen Spirituose zu schaffen, die auch für eine breitere Käuferschicht ansprechend sein sollte. Die bekannteste Variante des Johnnie Walker ist der Red Label, ein Blended Whisky aus circa 40 Grundwhiskys aus Grain und Malt, der mit einem malzigen Geschmack aufwartet und sich äußerst gut in Mischgetränken macht. Spirituosen von Johnnie Walker gibt es in diversen Qualitätsstufen und zu besonderen Anlässen auch in Sondereditionen. Eine der edelsten Abfüllungen der Marke ist der Blue Label, der einen Blend aus neun sorgfältig ausgesuchten Whiskys bildet.
Auch Ballantines reiht sich in die Reihe echter Lowland Scotch Whiskys ein. Von George Ballantine gegründet, begann dieser nach einer bis heute geheim gehaltenen Rezeptur Malt- und Grain-Whiskys zu blenden und einen leichten, verfeinerten Whisky zu schaffen, der sich ebenso wie Johnnie Walker auf eine breitere Genießerschicht und gegen die kräftigen, rauchigen Whiskys aus Islay und den Highlands richtete.
Die Single Malts der Lowlands
Die Lowlands zeichnen sich bei ihren Single Malts durch einen frischen, milden und leichten Gusto aus, der wenig oder gar keinen Torfgeschmack besitzt. Ihre Aromen sind aufgrund ihrer Lage nicht von maritimen Einflüssen geprägt sondern vielmehr von Kräuter-, Blumen- oder Fruchtanklängen durchzogen. Auch farblich sind Single Malts der Lowlands heller angesiedelt, unter anderem aufgrund ihrer meist dreifachen Destillation.
Von den wenigen Destillerien im Tiefland Schottlands gehört Auchentoshan zu den bekanntesten. Die Brennerei, die 1823 gegründet wurde, befindet sich am nördlichen Rand Glasgows und liefert seit jeher leichte Whiskys, je nach Reifegrad, von goldener bis hellbernsteinfarbener Färbung. Das Bouquet überzeugt mit leichten Noten und einem Hauch Zitrus, der Abgang ist angenehm klar und trocken. Auchentoshan ist ein hervorragendes Beispiel für einen nur leicht getorften, dreifach destillierten Whisky, der immer wieder mit interessanten Sondereditionen aufwartet.
Glenkinchie ist neben der Auchentoshan Brennerei die größte Single Malt Destillerie der Lowlands und liegt in Pencaitland, in der Nähe Edinburghs. Auch hier überzeugt ein eher duftiger, weniger kräftiger Whisky mit blumigen Aroma und einem köstlich-cremigen Geschmack. Ein wunderbarer Whisky, der vor allem Liebhaber sanfterer Whiskys überzeugen wird.
Die Herstellung eines schottischen Whiskys und die Besonderheiten der Lowlands
Die bekanntesten Whiskys aus Schottland sind Single Malts, die ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt werden. Eine große Ausnahme bilden hier die Lowlands, die neben ihren hochwertigen Malt-Whiskys ebenso eine ganze Reihe großer Grain-Destillerien besitzen, die vor allem für Blended Whiskys benutzt werden.
Bei Whisky wirken die verwendeten Rohstoffe, die Herstellung selbst und die Reifung in Eichenfässern am meisten auf den Gout ein. Bei den Rohstoffen ist es vor allem das Wasser, das einen großen Einfluss ausübt, da es je nach Torf- und Mineraliengehalt sowie der Härte des Wassers und den enthaltenen Mikroorganismen zu geschmacklichen Variationen kommt. Deshalb haben so gut wie alle Destillerien eigene Quellen, die ihnen Wasser für ihren schmackhaften Whisky liefern.
Auch bei der Whiskyproduktion nehmen die Lowlands eine Sonderstellung ein. Schottische Whiskys zeichnen sich in der Regel unter anderem durch ihren Torfgehalt aus, da beim Darren (Erhitzen und Trocknen des Getreides) meist Torffeuer verwendet wird. In den Lowlands ist dies eher die Ausnahme, da meist kein oder lediglich wenig Torf verwendet wird. In der Regel werden Scotch Whiskys zweimal mittels des Pot-Still-Verfahrens destilliert und danach in Eichenholzfässern der mindestens dreijährigen Reifung unterzogen. Die Lowlands folgen hier eher der irischen Produktion und destillieren dreimal, wodurch sie eine eher hellere Färbung und einen weicheren, sanfteren Geschmack erhalten.
Von besonderer Bedeutung ist bei der Whiskyproduktion die Fassreifung, die zwischen 60 und 80 Prozent des Geschmacks ausmachen kann. Hellere Whiskys werden meist in bereits gebrauchten amerikanischen Weißeichefässern gelagert während dunklere Whiskys bevorzugt in Sherry- und Portweinfässern aus Spanien und Portugal lagern. Gerade bei Single Malts und anderen unvermischten Whiskys kann der Geschmack bereits von Fass zu Fass deutliche Unterschiede tragen.
Zur historischen Entwicklung des Whiskys
Betrachtet man die Etymologie des Wortes Whisky, stammt dieses aus dem schottisch-gälischen uisge beatha und bedeutet dem Wort nach aqua vitae, Wasser des Lebens. Damals benutzte man es wohl für Wasser, das mit Würze (und auch Alkohol) versehen wurde. Von daher mag es nicht verwundern, wenn dieses Wässerchen dem ein oder anderen wieder Leben einhauchte.
Die Produktion des Whisky ist vermutlich in gewisser Weise den christlichen Missionaren zu verdanken, die im frühen Mittelalter nach Großbritannien kamen um die Heilige Schrift den dortigen Bewohnern näher zu bringen. Nebeneffekt war dabei, dass sie auch solch profane Dinge wie moderne technische Gerätschaften und das Wissen zur Herstellung von Arzneimitteln und Duftwässerchen zum Volk brachten, die dieses zu nutzen wussten. Heute schreibt man die erste Destillation einer klaren Flüssigkeit den Kelten zu. Sie waren so erfolgreich, dass in der Folge das Brennen von uisge beatha von Clan zu Clan verbreitet wurde bis so gut wie jede Sippe ein eigenes Destillat braute. 1494, erst einige Jahrhunderte später, findet die erste bekannte schriftliche Niederlegung des aqua vitae in Urkunden statt. Ein Benediktiner-Mönch mit Namen John Cor hatte gemäß des Schriftstücks die königliche Anweisung, Malz für die Destillation zu kaufen, um das beliebte Lebenswasser herzustellen.
Iren und Schotten siedelten in der Frühen Neuzeit in Amerika an und wollten dort ihren Whisky nicht missen. Doch Gerste, das meist verwendete Getreide schottischer Whiskys, wollte in den veränderten Bedingungen nicht recht gedeihen. So stieg man auf Mais, Roggen und Weizen um. Auch Torf fehlte in den Mengen, in denen es in der Heimat vorhanden war und man versuchte dies mithilfe des Auskohlens der Fässer auszugleichen. Diese unterschiedlichen Vorgehensweisen schlagen sich bis heute bei der Produktion amerikanischer Whiskys wie Bourbon nieder.
Whisky war seit jeher beim Volk beliebt und erregte von daher auch das Interesse der Obrigkeiten, die sowohl in Irland als auch Schottland im 17. Jahrhundert Whisky-Steuern einführten. Diese waren jedoch so hoch, dass niemand dem Gesetz Beachtung schenkte. Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu teilweise äußerst blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Schmugglern und den Steuereintreibern, die sich erst mit dem Act of Excise aus dem Jahr 1823 endgültig legten, da es sich nun auch auf legalem Weg lohnte, mit Whisky zu handeln.
Von der Industrialisierung, die sich vor allem im langen 19. Jahrhundert vollzog, profitierte auch die Whisky Herstellung. Mit den technischen Neuerungen der Zeit folgten innovative Erfindungen wie das Coffey- und Pot-Still-Verfahren, die beide bis heute genutzt werden. Letzteres findet vor allem bei der schottischen Produktion Anwendung. 1856 war ein einschneidendes Jahr, in dem der erste Blended Whisky geschaffen wurde, der heute zu den meist konsumierten Whiskys weltweit zählt.